War es der aus vielen Büchern und Filmen bekannte Afrika-Virus, der 4 Jedermänner des TSV Ölbronn befallen hat, oder einfach das lockende Abenteuer in der Wildnis? Das wollten wir herausfinden. Abenteuer heißt für uns fahren auf staubigen, sandigen Schotterpisten und schlafen im Dachzelt auf unseren 4×4 Pickups. Nach unseren Reisen in den Jahren 2015 und 2018 war es Ende September wieder soweit. Der Nachtflug brachte uns in 10 Std. nach Windhoek, der Hauptstadt Namibias. 3 Std. dauerte dann die Fahrzeugübergabe bei unserem Autovermieter, danach erfolgte der Einkauf unserer Verpflegung, wir waren ja Selbstversorger. Erst am frühen Nachmittag konnte dann endlich unser Abenteuer Afrika beginnen.
Unser Ziel an diesem Tag war die „Spitzkoppe“, welche auch Matterhorn Namibias genannt wird. In atemberaubender Landschaft und Natur pur, verbrachten wir unsere erste Nacht unter dem südlichen Sternenhimmel mit dem „Kreuz des Südens“. Früh um 6 Uhr am nächsten Morgen hieß es dann raus aus dem Schlafsack. Das war dann auch für die nächsten 4 Wochen unsere Weckzeit, was aber kein Problemwar. Da man spätestens abends um 21 Uhr so müde war, und gerne an der Matratze horchte, hatte man letztendlich doch seine 9 Std. Schlaf.
Am nächsten Tag war Swakopmund, die so deutsch anmutende Stadt am Atlantik, für 2 Tage unser Ziel. Dieter und Heinz hatten sich für die „Little Five“ Wüstentour angemeldet, während Udo und Wolfgang sich für die Kajaktour zu den Seehunden in Walvis Bay entschieden, da sie die Wüstentour beim letzten Mal bereits gemacht hatten. Die „Big Five“ kennt ja jeder der Afrika besucht, aber „Little Five“? Das ist schon was Besonderes. Hier geht es um kleine Tiere die in der Wüste überleben, wie dem Wüstengecko, dem Namaqua-Chamäleon, der hochgiftigen Sidewinder-Schlange, dem Fitzsimon’s Burrowing Skink und dem Tok-Tokkie Käfer. Auch die Paddeltour auf dem Atlantik, mit dem Kajak inmitten der Seehunde, war ein besonderes Erlebnis.
Von Swakopmund aus, fuhren wir dann in einer langen Etappe quer durch die Namib-Wüste, kehrten an der einsamsten Tankstelle Namibias mit dem Namen „Solitaire“ zu Kaffee und dem über die Grenzen hinaus berühmten Apfelkuchen ein, um dann über den Spreetshoogte-Pass unsere Campsite „Gecko“ zu erreichen. Auch diese lag wieder in einer sagenhaften Landschaft und wir genossen den Sonnenuntergang bei einem zünftigen Sundowner. Zu erwähnen wäre noch, dass Heinz hier 2-mal innerhalb weniger Minuten mit dem Leben davonkam. Das erste war seine Begegnung mit einem Riesenskorpion(10cm) in der Dusche und gleich danach auf dem Rückweg mit einer Schlange, die auch recht giftig aussah!
Fast auf jedem Reiseprospekt sind die berühmten Sanddünen des Sossousvlei und die abgestorbenen Bäume in der Lehmpfanne des Deadvlei, abgebildet. Das war unsere nächste Station. Das alles in Natura zu erleben ist nochmal was Anderes, besonders, wenn man die letzten 5km durch den Tiefsand fahren muss (ohne steckenbleiben!) und anschließend die hohen Dünen erklimmt. Aber das grandiose Panorama entschädigt für alle Anstrengungen.
Eine weitere Kuriosität auf unserer Strecke war das Schloss Duwisib. Gleich einer Fata Morgana erhebt sich im Nirgendwo eine aus rotem Sandstein gemauerte Burg mit Wehrtürmen und Zinnen. Ein deutscher Adliger hat sich 1906 diesen Spaß gegönnt, allerdings nur kurze Zeit, denn schon 1916 fiel er im 1. Weltkrieg.
Auf dem weiteren Weg nach Lüderitz befuhren wir die angeblich schönste Route Namibias, die Straße D707. Und tatsächlich wechseln sich auf der 125km langen Straße die Landschaften und die Farbtöne in unglaublicher Weise.
Dann ist Lüderitz, die ehemals erste deutsche Ansiedlung im damaligen Deutsch-Südwestafrika erreicht. Viele Gebäude aus der Zeit stehen noch, mit Aufschriften wie Lesehalle, Turnhalle, Konzert- und Ballsaal, Kegelbahn u.v.m. Der Grund weshalb man überhaupt Lüderitz besucht ist aber nicht die Stadt als solches, sondern die 10km vor Lüderitz gelegene ehemalige Diamantenstadt „Kolmannskuppe“, die heute im Sand der Namib verschwindet und als „Ghosttown“ betitelt wird.
Auf unserer weiteren Reise besuchen wir auch die bekannten Wüstenpferde der Namib, die im wahrsten Sinne des Wortes ein karges Leben fristen und jedes Jahr ums Überleben kämpfen. In der Gegend kann es sein, dass es mehrere Jahre nicht regnet und damit kein Gras wächst, auf das die Pferde ja angewiesen sind.
Eine weitere Erfahrung machen wir in dem Resort Ai-Ais. Hier am Fish River entspringt eine 65° heiße Quelle, die in einem Pool gefasst und auf 37° abgekühlt wird. Bei 40 °C im Schatten ist ein Bad darin sehr „erfrischend“.
Wir überqueren die Grenze zu Südafrika und fahren in den Kgalagadi Nationalpark. Der ist größer als der Krüger Park und etwa so groß wie ganz Baden-Württemberg. Hier halten wir uns 4 Tage mit Safari und Tierbeobachtungen auf. Ein Erlebnis ist dabei zu erwähnen: Wir wollten unser Frühstück an einem Picknickplatz einnehmen und haben nicht gesehen, dass der bereits von Löwen besetzt war. Ein Südafrikaner kam mit seinem Auto herangeschossen und schrie “ Lions, Lions, jump quickly in your car“. Die Löwen waren nur ein paar Meter entfernt, ließen sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Wir übrigens auch nicht!
Nach den Tierabenteuern ging‘s westwärts entlang dem Oranje River und seinem Weinanbaugebiet bei der Stadt Upington zu den Augrabies Wasserfällen. Hier stürzt der Oranje 60 m in die Tiefe und hat in Jahrmillionen einen beeindruckenden Canyon ausgewaschen. Durch das Diamanten-Sperrgebiet erreichen wir schließlich die Atlantikküste, der wir nordwärts folgen und bei Oranjemund die Grenze zu Namibia wieder passieren.
Ein weiteres Highlight an der Strecke ist der Fish-River Canyon. Er ist nach dem Grand Canyon in den USA, der zweitgrößte Canyon auf der Erde. Vom Viewpoint hat man einen gigantischen Blick in die vom Fish-River eingegrabene Schlucht.
Wir gönnen uns dann noch 2 Tage zur Erholung auf der Bagatelle Lodge, bevor es von Windhoek wieder zurück in die Heimat geht.
Fazit unserer Reise: Der Afrika-Virus ist unheilbar – aber wunderschön! Und:
Africa is not for Sissies oder auf Deutsch: Afrika ist nichts für Warmduscher !